Österreichische Akademie für Psychologen | ÖAP

Wichtige Hilfe von PsychologInnen bei Diabetes mellitus

29.08.2018 | Service

Warum Menschen nach der Diagnose „Diabetes mellitus“ besonders häufig psychisch erkranken, worunter sie und ihr Umfeld leiden und wie PsychologInnen ganz konkret helfen können, erklärt Mag. Dora Beer, Klinische und Gesundheitspsychologin und im BÖP stellvertretende Leiterin der Arbeitsgruppe Psychodiabetologie, im Interview.

Frage: Warum leiden Menschen nach Ihrer Diagnose „Diabetes mellitus“ häufig an psychologischen Folgeerscheinungen und welche treten besonders oft auf?

Mag. Dora Beer: Die Diagnose bedeutet weitreichende Veränderungen in der Alltagsführung und vielen Lebensbereichen. Diabetes mellitus ist eine chronische Erkrankung, die mit einer komplexen und konstanten Behandlungsbedürftigkeit einhergeht. Akzeptanzprobleme, Überforderung mit der Behandlung, Angst vor einer Verschlimmerung der Erkrankung, Motivationsprobleme und Schuldgefühle bei Vernachlässigung der Therapie können eine große psychische Belastung darstellen. Das Risiko an einer Depression zu erkranken ist bei Menschen mit Diabetes doppelt so hoch wie bei Menschen, die keinen Diabetes haben. Angsterkrankungen kommen bei Menschen mit Diabetes ebenfalls häufiger vor.

Frage: Wie können PsychologInnen Betroffenen konkret helfen?

Mag. Dora Beer: Diabetesbezogenen Belastungen, psychosoziales Problemen und psychisches Wohlbefinden haben Einfluss auf die Prognose und den Verlauf des Diabetes. Schon eine leichte Depression führt zu einer Verschlechterung der Lebensqualität, erschwert die Diabetesbehandlung und geht mit einem erhöhten Risiko für Hyperglykämien und Folgekomplikationen einher. Klinische PsychologInnen mit Schwerpunkt Psychodiabetologie bieten konkrete Unterstützungs- und Behandlungsangebote u.a. bei Diagnosestellung und Krankheitsverarbeitung, bei Verhaltensänderungen und Lebensstilmodifikation, bei diabetesbezogenen Belastungen, übermäßigen Ängsten vor Hypoglykämien und Folgeerkrankungen, „Diabetes-Burnout“, Depression und psychischen Begleiterkrankungen.

Frage: Wie engagiert sich der BÖP für Personen mit Diabetes mellitus?

Mag. Dora Beer: Die Arbeitsgruppe Psychodiabetologie wurde 2014 gegründet und hat aktuell über 25 Mitglieder. Neben dem Ziel der Verbesserung der psychosozialen Versorgung und Erhöhung der Lebensqualität von Menschen mit Diabetes mit speziellen Angeboten für Betroffene, Angehörige und Familien mit einem an Diabetes erkrankten Kind, setzt sich die Arbeitsgruppe auch für eine aktive Förderung der multidisziplinären Zusammenarbeit in der Betreuung von Menschen mit Diabetes mellitus ein. Regelmäßige Treffen, Vortrags- und Öffentlichkeitsarbeit, die Initiierung von psychodiabetologischen Fortbildungsangeboten in der klinisch-psychologischen Beratung und Behandlung sind nur einige Bespiele des Engagements der Mitglieder. Auf Initiative der Arbeitsgruppe findet heuer von 07.-09. September 2018 die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psychologie der Deutschen Diabetesgesellschaft (DDG) in St. Radegund statt. Die Fachtagung „Psychische Aspekte bei Diabetes über die Lebensspanne“ bietet neben Vorträgen namhafter ExpertInnen und Workshops auch die Möglichkeit des interdisziplinären Austauschs.

Zwischen dem 7. und 9. September organisiert der BÖP in Kooperation mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft eine internationale Diabetes-Fachtagung in St. Radegund bei Graz.

Weitere Informationen und Anmeldungen hier.