Österreichische Akademie für Psychologen | ÖAP

Europäischer Tag der Depression: Aufklärung statt Tabus

01.10.2025 | Öffentlichkeitsarbeit

BÖP fordert mehr Sichtbarkeit, frühzeitige und leistbare Hilfe sowie die Gleichstellung psychischer mit körperlicher Gesundheit

Depressionen zählen weltweit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen – und werden dennoch unterschätzt und tabuisiert. Anlässlich des Europäischen Tages der Depression am 5. Oktober 2025 erinnert der Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP): Sichtbarkeit, Aufklärung und rechtzeitige Unterstützung können Leben retten. In Österreich leben rund 730.000 Menschen mit einer Depression. Jede fünfte bis siebte Person erkrankt im Laufe des Lebens daran. Die Folgen sind gravierend: Depressionen beeinträchtigen nicht nur das seelische Wohlbefinden, sondern auch Partnerschaften, Familie und Beruf.

Depression hat viele Gesichter. Sie zeigt sich nicht immer sofort erkennbar und kann auch hinter äußerer Stabilität verborgen sein. Entscheidend ist: Depression ist eine ernsthafte, aber behandelbare Erkrankung - niemals ein persönliches Versagen. Betroffene brauchen Verständnis und professionelle Unterstützung, besonders in akuten Krisen.

Frauen besonders betroffen. Studien zeigen: Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer. Ursachen dafür liegen nicht in der „Natur“, sondern in gesellschaftlichen Strukturen: Gewalt, finanzielle Abhängigkeit, der Gender Pay Gap und ungleiche Verteilung von Care-Arbeit erhöhen das Risiko massiv. Hinzu kommt der Druck durch Schönheitsideale. Patriarchale Machtverhältnisse machen krank - und das spiegelt sich in den Zahlen wider.

Prävention ist zentral. Depressionen sind oft langwierig und mit hohen Behandlungskosten verbunden. Umso bedeutsamer ist die Prävention - insbesondere durch die frühzeitige Reduktion von Risikofaktoren, die bereits in Kindheit und Jugend entstehen können, sowie durch die gezielte Förderung psychischer Gesundheit und individueller Ressourcen.

Zu den zentralen Risikofaktoren zählen etwa eine beeinträchtigte psychische Entwicklung, ein geringes Selbstwertgefühl, belastende oder traumatisierende familiäre Beziehungen, der Verlust nahestehender Bezugspersonen sowie vielfältige Stressbelastungen. Im Jugendalter kommt zudem der häufige und unregulierte Konsum von Social Media hinzu.

Genau an diesen Punkten setzen präventive Interventionen an – mit dem Ziel, Resilienz aufzubauen, Schutzfaktoren zu stärken und die Entstehung von Depressionen möglichst frühzeitig zu verhindern.

„Depression ist eine sehr ernste Erkrankung. Für die Prävention ist es entscheidend, erste Anzeichen frühzeitig zu erkennen, die sich häufig auch schon im schulischen Kontext zeigen. Wir müssen endlich offen über Depression sprechen, um Tabus zu durchbrechen und frühe gesundheitsfördernde und präventive Maßnahmen setzen zu können“, betont BÖP-Präsidentin ao. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger. Psychische Gesundheit muss mit körperlicher Gesundheit gleichgestellt werden. Der Zugang zu Behandlung muss für alle Menschen leistbar und rechtzeitig verfügbar sein. Denn klar ist: Es gibt keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit.“

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