Österreichische Akademie für Psychologen | ÖAP

Voller Erfolg für BÖP-Jahrestagung

18.06.2018 | Veranstaltungsbericht

Sie sind eine der drängendsten Probleme unsere Gesundheitssystems und auch die Psychologie kann hier Entscheidendes leisten: Lebensstil-Erkrankungen. Aufgrund der großen Aktualität der Thematik widmete sich die diesjährige Jahrestagung des BÖP genau diesem Thema. Schwerpunkte, denen eigene Teile der Tagung gewidmet waren: Diabetes, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

In ihrer Keynote „Lebensstilerkrankungen aus der Public Health Perspektive“ gab Univ.-Prof.in Dr.in Anita Rieder, Leiterin des Zentrums für Public Health an der Medizinischen Universität Wien, einen Überblick über ihr Fachgebiet. Auch sie forderte mehr interdisziplinäre Lehre und gab zu bedenken, dass soziale Ungleichheit auch immer mit gesundheitlicher Ungleichheit einhergehe.

Diabetes

Unter dem Vorsitz von Hon.-Prof.in DDr.in Andrea Fleischmann von der Wiener Gebietskrankenkasse ging es im ersten Themenkomplex um Diabetes. A.o. Univ.-Prof.in i.R. Dr.in Roswith Roth berichtete über das immer häufigere Auftreten von Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2 – Letzteres auch verursacht durch schlechte Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsmangel. Auch ein erhöhtes Depressionsrisiko und an einer Essstörung zu erkranken, gehe mit der Diagnose Diabetes Mellitus einher. Gleichzeitig verwies sie in ihrem Impulsvortrag auf die Arbeitsgruppe Psychodiabetologie des BÖP und die anstehende Diabetes-Fachtagung vom Berufsverband im September – beides könne dazu beitragen die Krankheit und die Möglichkeiten der Psychologie besser zu verstehen.

Oberärztin Dr.in Sonja Nistler stellte in ihrem Best-Practice-Beispiel die Prädiabetesambulanz des Gesundheits- und Vorsorgezentrums der KFA vor – „die erste im deutschsprachigen Raum“, wie Dr.in Nistler betonte, und weiter: „Herzstück sind Schulungen in Kleingruppen“ inklusive der Arbeit eines psychologischen Teams.

Adipositas

Mag.a Barbara Andersen machte in ihrem Impulsvortrag wiederum auf die Multifaktorialität von Adipositas als chronische Erkrankung aufmerksam und verwies auch auf den hohen Grad an Stigmatisierung, den Betroffene ausgeliefert seien. „88% der Personen mit Adipositas berichten von Diskriminierung“, so Mag.a Andersen. Das führe zu massiven psychischen Belastungen, die sich in erhöhter Depression oder Essstörungen niederschlagen kann.

In einem Best-Practice-Beispiel stellten BÖP-Vize-Präsidentin Mag.a Hilde Wolf und Dr. Ata Kaynar das Programm „rundum gsund“ vor, das sowohl am Frauengesundheitszentrum FEM, als auch am Männergesundheitszentrum MEN seit Jahren erfolgreich läuft. In Kleingruppen werden hier Frauen und Männer geschlechts- und kultursensibel, sowie interdisziplinär unter anderem an neue Ess- und Bewegungsgewohnheiten herangeführt.

Der Vorsitz des Themenkomplexes Adipositas hatte MR Dr. Reinhold Glehr, Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Unter dem Vorsitz von Maria Wakolbinger, PhD., MSc. stand der letzte Themenkomplex. Die beiden Medizinerinnen Dr.in Stefanie Henning und Dr.in Sonja Mahrer präsentierten das Beispiel einer 62-jährigen Frau, die mit einem lebensbedrohlich vereengtem Herzgefäß ins Spital eingeliefert wurde. Fazit: Trotz der Schwere der Operation würde es vielen PatientInnen später an Risikobewusstsein fehlen – gerade auch die Psychologie könne hier helfen, die teils traumatischen Erfahrungen aufzuarbeiten.