Zwischen Verlangen und Kontrolle: Transdiagnostische Perspektiven auf Sucht und Hunger
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21.01.2026 von 19:00 bis 20:30 Uhr | Zoom
Details
Komplexe Wechselwirkungen zwischen Sucht, Essstörungen und Gewichtsregulierung rücken zunehmend in den Fokus klinischer und neurobiologischer Forschung. Diese Zustände teilen gemeinsame Mechanismen, insbesondere Dysfunktionen im mesokortikolimbischen Belohnungssystem und Störungen der Impulskontrolle. Auffällig ist die enge, bislang wenig beachtete Überlappung zwischen Suchtverlangen und Hunger, die sowohl bei substanzbezogenen Süchten als auch bei Verhaltenssüchten -einschließlich Binge-Eating - beobachtet wird. Während Hunger primär homöostatisch gesteuert ist, beruht Craving eher auf hedonischen und emotionalen Prozessen, die durch Umweltreize, Stress und gelernte Assoziationen verstärkt werden.
Empirische Befunde zeigen, dass Craving bei Drogen- und Nahrungsreizen ähnliche neuronale Netzwerke aktiviert, vor allem in dopaminergen und orbitofrontalen Arealen, die Belohnung und Entscheidungsfindung regulieren. Diese Überschneidungen erklären, warum Essstörungen wie Binge-Eating viele Merkmale substanzgebundener Süchte aufweisen, während restriktive Essstörungen wie Anorexia nervosa eher Überlappungen mit Zwangsstörungen aufweisen, mit einer eher verminderten Anfälligkeit für Suchterkrankungen.
Pharmakologische und psychologische Interventionen, die ursprünglich zur Behandlung von Suchterkrankungen entwickelt wurden - etwa kognitive Regulationsstrategien, Cue-Exposition, Opioidantagonisten oder Dopaminmodulatoren - zeigen auch bei Essstörungen Wirksamkeit. Gleichzeitig gewinnen GLP-1-Rezeptoragonisten (z. B. Semaglutid) an Bedeutung, da sie sowohl das Essverlangen als wohl auch süchtiges Verhalten verändern können.
Referent: Prof. Christian G. Schütz¹ ² MD PHD MPH FRCPC
¹Department of Psychiatry, University of British Columbia, BC, Kanada
²British Columbia Mental Health & Substance Use Services, BC, Kanada
Um Anmeldung wird bis spätestens 20.01.2026 gebeten.
Laut Begutachtung durch den BÖP wird die Veranstaltung im Ausmaß von 2 Einheiten als Fortbildung laut Psychologengesetz 2013, BGBl. I 182/2013 anerkannt.
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Referent/in
Prof. Christian G. Schütz, MD PHD MPH FRCPC
Veranstaltet von
- Referat Suchtpsychologie
Veranstaltungsort
Online via Zoom
