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Volkshilfe-Symposium 2025: Klimakrise & Kinderarmut

Am 19. November 2025 fand im "Theater am Werk - Kabelwerk" in Wien, das Volkshilfe-Symposium 2025 unter dem Titel "Mir ist so heiß! Klimakrise und Kinderarmut" statt. Mag. Tobias Schabetsberger und Dr.in Daniela Renn nahmen als Vertreter:innen der Fachsektion Umweltpsychologie am Symposium teil.

Ziel des Symposiums

Das Symposium widmete sich der Frage, wie soziale Gerechtigkeit in Zeiten der Klimakrise gelingen kann. Im Fokus standen armutsbetroffene Kinder und Familien, die durch Hitze, Extremwetterereignisse, schlechte Wohnbedingungen und unzureichende soziale Infrastruktur besonders stark belastet sind.

Zentrale Erkenntnisse

1. Klimakrise als soziale Krise

Die Beiträge zeigten deutlich, dass die Klimakrise bestehende soziale Ungleichheiten massiv verstärkt. Armutsbetroffene Familien sind durch ihre Wohn- und Lebensbedingungen besonders exponiert – etwa durch überhitzte Wohnungen, fehlende Beschattung oder mangelhaften Zugang zu Grünräumen.

2. Studienbefunde: Hitzebelastung armutsbetroffener Kinder

Die Studie der Volkshilfe in Kooperation mit der Gesundheit Österreich GmbH (2022/2023) zeigt:

  • Ein Drittel der befragten Familien berichtet, dass ihre Kinder stark oder sehr stark von Hitze betroffen sind.
  • Über 80 % der Kinder zeigen körperliche Belastungsanzeichen wie starken Durst oder Erschöpfung.
  • Über 50 % der Kinder sind unruhiger, schlafen schlechter, sind weniger motiviert und reagieren gereizter oder aggressiver.

Zwar wenden Familien zahlreiche Schutzmaßnahmen an (Lüften, Abdunkeln, Baden, Ventilatoren), doch strukturelle Barrieren – etwa Lärm, Abgase oder fehlende finanzielle Mittel – schränken die Wirksamkeit stark ein.

3. Öffentlicher Raum und soziale Infrastruktur

Viele Familien berichten über massive Defizite im öffentlichen Raum:

  • Fehlende Wassermöglichkeiten, Trinkbrunnen und Schattenplätze.
  • Hohe Eintrittskosten für Bäder als häufig genannte Barriere.
  • Großer Bedarf an kostenfreien, konsumfreien Innenräumen wie Büchereien, Gemeindezentren oder Vereinsräumen.
  • Drei von vier Haushalten benötigen dringend zugängliche Abkühlungsorte.

4. Wetterextreme: Hochwasser & fehlende Datenlage

Auch extreme Wetterereignisse wie Hochwasser wurden als zunehmende Belastungsfaktoren thematisiert. Dabei zeigte sich ein zentrales strukturelles Problem: Für Österreich fehlen bislang valide, sozial differenzierte Daten darüber, wie stark Menschen konkret von Hochwasserereignissen betroffen sind. Diese Datenlücke erschwert gezielte Präventions-, Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen erheblich – insbesondere für sozial vulnerable Gruppen. Aus psychosozialer Perspektive wurde betont, dass gerade nach Extremereignissen verstärkte Belastungsreaktionen, Existenzängste und psychosoziale Folgeprobleme auftreten können.

5. Bedeutung für psychosoziale Versorgung

Die steigende klimabedingte Belastung erfordert: Niederschwellige psychosoziale Unterstützungsangebote, stärkere Berücksichtigung sozialer Determinanten psychischer Gesundheit, sowie eine gezielte klimasensible Ausrichtung sozialer und gesundheitlicher Versorgungssysteme.

Fazit & Ausblick:

Das Volkshilfe-Symposium 2025 machte deutlich, dass Klimakrise und Kinderarmut eng miteinander verwoben sind. Kinder aus armutsbetroffenen Familien erleben schon heute massive gesundheitliche und psychische Belastungen durch Hitze und Extremwetter. Die Verbindung von Klimaschutz, Sozialpolitik und psychosozialer Versorgung ist daher zentral für eine klimagerechte Zukunft.


Quelle Studie: Volkshilfe Österreich & Gesundheit Österreich GmbH (2022/2023) „Armutsgefährdete Kinder in der Klimakrise – Betroffenheit, Anpassung und soziale Infrastruktur“