Österreichische Akademie für Psychologen | ÖAP

Ausbau der psychologischen Betreuung für Angehörige verschiedener Nationalitäten am ö. Landeskrankenhaus Hochzirl-Natters, Standort Hochzirl, Abteilung Neurologie: Stepped-Care Ansatz durch Telemedizin für Angehörige schwer erkrankter Patient:innen

Beschreibung: Die aktuelle Situation am ö Landeskrankenhaus Hochzirl-Natters, Standort Hochzirl (Abteilung Neurologie), welches sich auf die Nachsorge von neurologischen Rehabilitationspatient:innen spezialisiert hat, zeigt den Bedarf der psychologischen Begleitung von Angehörigen schwer erkrankter Patient:innen. Neurologische Erkrankungen zählen zu den führenden Ursachen von Krankheitslast ("Burden of disease") und führen dadurch auch bei Familienangehörigen zu erheblichem Stress und Belastungen ("Caregiver burden"). Der Gesundheitszustand von Patient:innen wird nicht nur von medizinischen Interventionen beeinflusst, sondern auch maßgeblich von der psychosozialen Unterstützung, die sie durch ihre Angehörigen erfahren. Forschungsergebnisse von Rolland (2015) und Kissane et al. (2004) betonen, dass eine adäquate psychologische Betreuung der Angehörigen nicht nur ihre eigene psychische Gesundheit fördert, sondern auch positive Auswirkungen auf die therapeutische Dynamik und den Gesundheitszustand der Patient:innen hat. Die psychologische Betreuung im Landeskrankenhaus fokussierte sich bisher aufgrund personeller Ressourcenknappheit auf die Bedürfnisse der Patient:innen. Eine weitere Problemstellung besteht darin, dass die psychologische Betreuung bisher nicht ausreichend auf die Vielfalt der Bedürfnisse der Patient:innen und ihrer Familien mit unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Hintergründen eingestellt ist. Angesichts dieser Erkenntnisse und im Sinne des Biopsychosozialen Modells wird deutlich, dass die psychologische Betreuung von Angehörigen nicht nur als ergänzende Maßnahme, sondern als integraler Bestandteil eines ganzheitlichen Gesundheitsansatzes betrachtet werden sollte. Da die finanziellen und personellen Ressourcen begrenzt sind, wurde im Bestreben, eine effektive Unterstützung für Angehörige schwer erkrankter Patient:innen zu gewährleisten, ein Schritt-für-Schritt-Ansatz (Stepped-Care Ansatz) im Sinne einer telemedizinischen Betreuung als strategisch sinnvolle Maßnahme erdacht. Das Projekt "Ausbau der psychologischen Betreuung für Angehörige verschiedener Nationalitäten am ö. Landeskrankenhaus Hochzirl-Natters, Standort Hochzirl, Abteilung Neurologie: Stepped-Care Ansatz durch Telemedizin für Angehörige schwer erkrankter Patient:innen" wurde von Univ.Doz. Dr. Gerhard Rumpold in Kooperation konzipiert und im Rahmen des Qualitätsförderungsprogramms 2024 des Tiroler Gesundheitsfonds eingereicht.

Die vorliegende Projektinitiative stellt einen bedeutsamen Schritt dar, um den individuellen Bedürfnissen von Patient:innen am ö. Landeskrankenhaus Hochzirl-Natters, Standort Hochzirl und ihren Familien gerecht zu werden. Das Hauptziel besteht darin, die psychologische Unterstützung für Angehörige schwer erkrankter Patient:innenmit unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Hintergründen zu verbessern, indem bedarfsgerechte Ressourcen bereitgestellt werden. Durch ein flächendeckendes Screening sollen psychosoziale Belastungen frühzeitig erkannt und durch diverse Interventionsmöglichkeiten reduziert werden. Angehörige sollen flexibel und bedarfsorientiert Unterstützung, eine verständliche Informationsvermittlung, eine klare Darstellung komplexer Inhalte, gezielte Wissensvermittlung und fokussierte Themenabdeckung erhalten. Die Implementierung von Foren soll den Austausch von Erfahrungen, Informationen und emotionaler Unterstützung zwischen Angehörigen ermöglichen. Zusätzlich soll die Integration von Einzelgesprächen und Informationsgesprächen in Videokonferenzen im nächsten Schritt auf die persönlichen Bedürfnisse ausgerichtet sein und eine differenzierte Form der psychologischen Unterstützung bieten. Ein weiteres Ziel besteht darin, durch frühzeitige Intervention und kontinuierliche Unterstützung langfristige psychische Folgen für Angehörige zu verhindern oder zu minimieren, im Sinne der Prävention.

Basierend auf evidenzbasierter Literaturrecherche erfolgen Belastungsscreenings für Angehörige (Ermittlung individuellen Unterstützungsbedarfs und Ermöglichung zielgerichteter psychologischer Betreuung).

Erster Schritt im Stepped-Care Ansatz:
Elektronische Selbsthilfetools: Erstellung von Online-Modulen zur Stressbewältigung, Achtsamkeitsübungen oder virtuelle Unterstützungsgruppen. Durch den Zugang zu solchen Ressourcen erhalten Angehörige flexibel und bedarfsorientiert Unterstützung sowie "tools" zur Stärkung und Förderung der Selbstwirksamkeit.

Angehörigenforum: Möglichkeit des Austauschs von Erfahrungen, Sorgen und Informationen, emotionalen Beistands

Edukationsvideos: Klare Darstellung komplexer Inhalte, verständliche Informationsvermittlung, gezielte Wissensvermittlung, flexibles und selbstgesteuertes Lernen sowie fokussierte Themenabdeckung

Zweiter Schritt im Stepped-Care Ansatz:
Einzelgespräche: differenzierte Form der psychologischen Unterstützung; die individuelle Betreuung ermöglicht eine maßgeschneiderte Unterstützung, fördert das Vertrauen der Angehörigen und bietet Raum für eine intensivere Behandlung von spezifischen psychosozialen Belastungen.

Informationsgespräche in Videokonferenzen: sollen relevante klinische Informationen vermitteln und den Angehörigen ein besseres Verständnis für die Erkrankung und den Rehabilitationsprozess ermöglichen.
Insgesamt trägt dieser zweite Schritt dazu bei, die psychologische Betreuung weiter zu intensivieren und gleichzeitig flexibel auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Angehörigen einzugehen.

Das Ziel ist, die genannten Inhalte und Methoden in den Sprachen deutsch, englisch, italienisch, türkisch und serbokroatisch anzubieten.

Webseite: https://neuro-hochzirl.tirol-kliniken.at/page.cfm?vpath=index

Laufzeit: 01.04.2025 bis 31.03.2028

Bisherige Erfolge: Das Projekt „Ausbau der psychologischen Betreuung für Angehörige verschiedener Nationalitäten am ö. Landeskrankenhaus Hochzirl-Natters, Standort Hochzirl, Abteilung Neurologie: Stepped-Care Ansatz durch Telemedizin für Angehörige schwer erkrankter Patient:innen“ wurde im Rahmen des Qualitätsförderungsprogramms 2024 des Tiroler Gesundheitsfonds eingereicht und bewilligt. Zur Umsetzung des Projekts konnte eine Klinische Psychologin eingestellt werden, welche bereits die Angehörigen von neurologischen Patient:innen psychologisch begleitet. Bei Projektstart wurde das Konzept vorgetragen und präsentiert, sodass das Behandlungsteam über das laufende Projekt informiert ist und Angehörige gezielt weitervermitteln kann. Als grundlegende Basis wird aktuell eine nachweisorientierte Literaturrecherche erarbeitet. Im nächsten Schritt erfolgt das flächendeckende Screening der psychischen Belastung sowie die Bedarfsanalyse der Angehörigen.

Einreichende Organisation/ Person: Prim.a Dr.in Elke Pucks-Faes, Ärztliche Direktorin, ö. Landeskrankenhaus Hochzirl-Natters, Standort Hochzirl, Abteilung Neurologie