Österreichische Akademie für Psychologen | ÖAP

mental health days - Tage der psychischen Gesundheit

Beschreibung: Die Initiative „mental health days“ entstand aus der tief persönlichen Erfahrung des Initiators Golli Marboe, dessen Sohn Tobias sich das Leben nahm, und der daraus resultierenden Erkenntnis über mangelndes Wissen und fehlende offene Gesprächsmöglichkeiten zu psychischem Wohlbefinden. Heute rückt die psychische Gesundheit von Jugendlichen aufgrund multipler Faktoren zunehmend in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Jugendliche erleben erheblichen Druck durch die Schule, familiäre Erwartungen und den Wunsch nach Perfektion, wie Mentimeter-Umfragen unter 14.391 Jugendlichen im Schuljahr 2024/25 zeigten. Nur eine knappe Mehrheit der Befragten lehnt die Vorstellung ab, perfekt sein zu müssen, und viele empfinden standardisierte Aufgaben als ungerecht. Zudem nennen auch Eltern und Lehrkräfte Leistungsdruck und die Handy-/Internetnutzung als dringendste Probleme, die ihnen bei Jugendlichen begegnen. Aktuelle Studienergebnisse belegen, dass die psychischen Probleme junger Menschen stabil bis leicht zunehmend sind und weiterhin über dem Niveau vor der Pandemie liegen, wobei soziale Netzwerke potenziell negative Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit haben. Angesichts dieser gesellschaftlichen Dringlichkeit fehlt es an flächendeckenden und vergleichbaren psychosozialen Präventionsangeboten für die gesamte Schulgemeinschaft. Die „mental health days“ stellen eine direkte und innovative Antwort auf diese zunehmenden psychosozialen Belastungen junger Menschen dar. Die primäre Zielgruppe der „mental health days“ sind Schüler:innen und Lehrlinge der Sekundarstufe I und II. Darüber hinaus bindet das Projekt aktiv Pädagog:innen und Erziehungsberechtigte in gezielte Veranstaltungen ein, um die gesamte Schulgemeinschaft zu erreichen. Ab Herbst 2025 wird das Angebot mit den „mental health days extended“ auf Schulen mit einem hohen Anteil nicht-muttersprachlich deutscher Schüler:innen ausgeweitet, um sprachliche und kulturelle Barrieren abzubauen und vulnerable Zielgruppen noch besser zu erreichen.

Die drei zentralen Ziele des Projekts sind klar definiert:

1. Psychische Gesundheit sichtbar machen und enttabuisieren, um einen offenen Diskurs über psychisches Wohlbefinden zu ermöglichen.

2. Den offenen Umgang mit Gefühlen fördern, um jungen Menschen Mut zu machen, über ihre Emotionen zu sprechen und so emotionalen Krisen vorzubeugen, bevor sie zu Krankheiten werden.

3. Bestehende Hilfseinrichtungen bekannter machen und aufzeigen, welche Unterstützungsangebote es gibt, um die Inanspruchnahme von Hilfe zu entstigmatisieren.

Das übergeordnete Ziel ist es, durch frühzeitige Sensibilisierung und konkrete Handlungsangebote psychosozialen Krisen nachhaltig vorzubeugen und das psychische Wohlbefinden junger Menschen nachhaltig zu stärken. Langfristig verfolgt das Projekt die Vision, bis 2030 an allen rund 2.500 Schulen der Sekundarstufe I und II in Österreich einen „Mental Health Day“ zu etablieren und zudem primärpräventive Formate für Volksschulen und Kindergärten zu entwickeln. Die „mental health days“ sind ein umfassendes Präventionsprogramm gegen suizidale Krisen. Die Workshops greifen gezielt acht Themenbereiche auf, in denen Jugendliche unter starkem Druck stehen: Mobbing, Körperbild und Essstörungen, Handy- und Internetsucht, Leistungsdruck und Prüfungsangst, Sucht, Depression, Suizidalität und Ängste. Die Durchführung erfolgt durch interdisziplinäre Teams, bestehend aus fachlich qualifizierten Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen oder Psychiater:innen und geschulten Moderator:innen, um eine sichere und lebensnahe Atmosphäre zu gewährleisten. Ein zentrales Element sind anonyme Mentimeter-Abfragen, die allen Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich zu äußern und ein authentisches Stimmungsbild zu liefern. Während der Workshops wird live ein „Graphic Protocol“ erstellt – eine visuelle Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte, die anschließend in der Schule aufgehängt wird, um das Thema nachhaltig präsent zu halten. Alle teilnehmenden Schüler:innen erhalten Flyer mit wichtigen Anlaufstellen und QR-Codes zur Projekt-Website, die diskreten und niedrigschwelligen Zugang zu Hilfsangeboten bietet. Ergänzend werden Workshops und Elternabende für Pädagog:innen und Erziehungsberechtigte angeboten, die sich auf Selbstfürsorge, Gesprächsführung und Hilfsangebote konzentrieren. Ab Herbst 2025 wird das Angebot durch „mental health days extended“ mit nonverbaler Kommunikation, Gewaltprävention, Therapiehunden und Materialien in einfacher Sprache vertieft, um sprachliche und kulturelle Barrieren zu überwinden und vulnerable Zielgruppen noch besser zu erreichen.

Webseite: www.mentalhealthdays.eu

Laufzeit: Das Projekt „mental health days“ wurde im Frühjahr 2022 gestartet und ist eine laufende Initiative, die auf eine nachhaltige, flächendeckende Etablierung an allen Schulen Österreichs abzielt.

Bisherige Erfolge: Seit dem Start im Frühjahr 2022 haben die „mental health days“ bereits über 150.000 junge Menschen in 8 Bundesländern Österreichs erreicht. Das Projekt verzeichnet eine enorme Nachfrage mit über 500 Schulen auf der Warteliste, und viele Bildungseinrichtungen haben die Aktionstage bereits mehrfach veranstaltet, was die Wirksamkeit und Akzeptanz unterstreicht. Die Initiative wird von einem unabhängigen wissenschaftlichen Beirat aus Expert:innen führender Institutionen begleitet und ist Gegenstand einer mehrjährigen „mental health days-Studie“, an der 2024 über 14.500 Jugendliche teilnahmen. Zur weiteren Qualitätssicherung wird eine externe Evaluation des Gesamtkonzepts durch die Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt, deren Ergebnisse 2026 erwartet werden. Die „mental health days“ wurden 2024 mit dem Bank Austria Sozialpreis Wien ausgezeichnet und für den Austrian SDG-Award 2024 nominiert, was die gesellschaftliche Relevanz und den innovativen Ansatz würdigt. Schulen und Jugendliche berichten übereinstimmend von einem geschärften Bewusstsein und größerer Offenheit im Umgang mit psychischer Gesundheit sowie der Wertschätzung der interaktiven Workshops. Mit der Gründung eines Jugendbeirats im Jahr 2025 wird die partizipative Ausrichtung gestärkt und die Zielgruppenrelevanz kontinuierlich gesichert. Das Projekt ist zudem als Maßnahme auf der Österreichischen Plattform Gesundheitskompetenz (ÖPGK) gelistet, was seine Bedeutung als vorbildliches Präventionsprogramm unterstreicht.

Einreichende Organisation/ Person: Verein zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien