Gesundheitspsychologie-Plattform
Gesundheitsförderung von Medizinstudierenden
Beschreibung: Das Medizinstudium stellt hohe Anforderungen an junge Menschen und führt häufig zu einem deutlichen Rückgang gesunder Verhaltensmuster, während gleichzeitig Burnout, depressive Symptome und Ängstlichkeit zunehmen. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung berichten Medizinstudierende deutlich häufiger von psychischer Belastung, was langfristig nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die Qualität der zukünftigen Versorgung von Patientinnen:Patienten gefährdet. Zahlreiche Studien verdeutlichen, dass Leistungsdruck, Überlastung, Schlafmangel und widersprüchliche Studieninhalte („Hidden Curriculum“) zentrale Risikofaktoren darstellen. Demgegenüber können persönliche Ressourcen wie Charakterstärken, Selbstfürsorge und Resilienz wirkungsvolle Schutzfaktoren sein, die Motivation, Lebenszufriedenheit und psychische Stabilität nachhaltig fördern. Ebenso tragen unterstützende Studienbedingungen – etwa Autonomie, soziale Unterstützung oder ein positives soziomoralisches Klima – maßgeblich zu Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit bei. Dennoch fehlen bislang systematische Ansätze, diese Faktoren gezielt im Medizinstudium zu fördern. Genau hier setzt das Wahlfach an: Es macht gesundheitspsychologische Erkenntnisse praktisch nutzbar, stärkt die individuellen Ressourcen der Studierenden und zeigt konkrete Wege auf, wie gesundes Studieren und ärztliches Handeln gelingen können. Damit leistet es einen innovativen Beitrag zur Gesundheitsförderung an Hochschulen und setzt wichtige Impulse für die ärztliche Ausbildung von morgen.
Die Zielgruppe des Projekts sind Medizinstudierende an der Medizinischen Universität Innsbruck aller Studienjahre, die sich für das Thema "Gesundheitsförderung" interessieren. Sie profitieren von einem Angebot, das gezielt ihr Wohlbefinden stärkt und gleichzeitig ihre ärztliche Professionalisierung unterstützt. Das Projekt verfolgt das Ziel, die Studierenden für die Bedeutung von Selbstfürsorge und psychischer Gesundheit zu sensibilisieren und ihnen praxisnahe Strategien an die Hand zu geben. Ein zentrales Anliegen ist es, die individuellen Charakterstärken und Ressourcen der Studierenden sichtbar zu machen und deren Anwendung im Studien- wie auch im Privatkontext zu fördern. Darüber hinaus werden gesundheitsförderliche Studienbedingungen reflektiert, Handlungsspielräume aufgezeigt und Veränderungsideen gemeinsam diskutiert. Die Studierenden lernen dadurch, Belastungen aktiv zu bewältigen und ihre Resilienz langfristig auszubauen. Gleichzeitig wird eine Haltung vermittelt, die die eigene Gesundheit als Grundlage für eine hochwertige Versorgung von Patientinnen:Patienten versteht. Damit trägt das Projekt nicht nur zur Stärkung der Studierenden selbst bei, sondern wirkt auch nachhaltig auf die zukünftige ärztliche Praxis und Gesundheitsversorgung.
Das Projekt kombiniert Wissensvermittlung, Selbstreflexion und praktische Übungen, um Wohlbefinden und Resilienz von Medizinstudierenden zu fördern. Zu Beginn erhalten die Teilnehmenden eine fundierte Einführung in gesundheitspsychologische Konzepte wie Stressoren, Ressourcen, eigene Stärken und deren Einfluss auf psychische Gesundheit. Dann setzen sich die Teilnehmenden aktiv mit ihren individuellen Charakterstärken, Fähigkeiten und Talenten auseinander und versuchen, diese im Studien- und Lebensalltag gezielt einzusetzen. Persönliche Ressourcen werden dabei sichtbar gemacht und gestärkt, um Stressoren wirksamer begegnen zu können. Mit arbeits- und organisationspsychologischen Instrumenten analysieren die Studierenden ihre Studienbedingungen, identifizieren Belastungen und reflektieren Handlungsspielräume für gesundheitsförderliche Veränderungen. Ergänzend werden Entspannungsmethoden wie Progressive Muskelrelaxation, Achtsamkeits- und Atemübungen vermittelt, die durch kurze Pausenrituale alltagstauglich integriert werden. Das Health Action Process Approach (HAPA)-Modell dient schließlich dazu, die Intentionen der Studierenden in konkrete Verhaltensänderungen zu übersetzen und Hindernisse realistisch zu überwinden. Durch interaktive sowie geleitete Übungen, Peer-Feedback und Transferaufgaben entsteht eine hohe Praxisorientierung. So werden individuelle Ressourcen und strukturelle Bedingungen gleichermaßen berücksichtigt. Das Wahlfach schafft damit einen innovativen Lernraum, in dem Medizinstudierende konkrete Strategien für gesundes Studieren und zukünftiges ärztliches Arbeiten entwickeln.
Laufzeit: Wahlfach seit WS 2023/2024 (jedes Semester und aktuell laufend)
Bisherige Erfolge: Das Wahlfach wird von den Medizinstudierenden ausgesprochen positiv angenommen und hebt sich durch seine klare Fokussierung auf ihr eigenes Wohlbefinden von klassischen Lehrformaten ab. Die Evaluationen zeigen sehr positive Rückmeldungen: Besonders geschätzt werden die praktischen Übungen und Anleitungen, die Möglichkeit, Entspannungsmethoden unmittelbar auszuprobieren und Zeit bewusst für sich selbst zu haben. Viele Teilnehmende betonten, wie wertvoll der geschützte Raum zum Reflektieren, Diskutieren und auch zum Aussprechen von Frust über Studienbedingungen war. Damit stehen ausnahmsweise nicht die Patientinnen:Patienten oder die Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern die Studierenden selbst – ein Perspektivenwechsel, der als äußerst entlastend erlebt wurde. Einzelne Studierende haben ihre Begeisterung sogar öffentlich gemacht, etwa in einem „Wahlfachcheck“ der Studierendenzeitung Medicus der ÖH, wo das Wahlfach als besonders empfehlenswert beschrieben wurde. Die hohe Akzeptanz und die positiven Rückmeldungen bestätigen den praxisnahen Ansatz, bei dem Selbstfürsorge, Ressourcenstärkung und Austausch in den Mittelpunkt rücken. Parallel dazu konnten über die eingebundenen Übungen und Analysen auch wissenschaftlich fundierte Impulse für eine gesundheitsförderliche Studiengestaltung gesetzt werden. So ist das Wahlfach zu einem gelungenen Modell geworden, das zeigt, wie Gesundheitspsychologie praxisnah und mit unmittelbarem Mehrwert für Studierende umgesetzt werden kann.
Einreichende Organisation/ Person: Priv.-Doz. Mag. Dr. Alexandra Huber
Gesundheitspsychologie-Plattform