Österreichische Akademie für Psychologen | ÖAP

"In Würde altern“ – ein exploratives Praxisprojekt zur psychosozialen Gesundheitsförderung von geflüchteten Menschen 60+ in Wiener

Beschreibung: Ältere Geflüchtete stellen eine besonders vulnerable Gruppe dar. Sie leiden oft unter starker psychischer Belastung, insbesondere unter Trauer und Einsamkeit, da ihnen soziale und kulturelle Bindungen fehlen und gesellschaftliche Teilhabe kaum möglich ist. Sprachbarrieren, eingeschränkte Mobilität und finanzielle Schwierigkeiten erschweren den Zugang zu bestehenden Angeboten. Ihr Alltag bleibt daher meist auf die Wohneinrichtung beschränkt, wo es kaum Möglichkeiten zur selbstbestimmten Lebensgestaltung bzw. Förderung der psychosozialen Gesundheit gibt. Dabei verstärkt die Intersektionalität von Alter und Fluchthintergrund das Belastungsausmaß erheblich. In diesem Sinne kann die adressierte Zielgruppe in Hinblick auf verschiedene Aspekten der gesundheitlichen Chancengerechtigkeit als benachteiligt definiert und ein dringender Handlungsbedarf in der gezielten Förderung der psychosozialen Gesundheit durch altersgerechte Unterstützungsangebote festgestellt werden.

Das Projekt “In Würde altern“ richtet sich an geflüchtete Menschen über 60 Jahre, die im Rahmen der Wiener Grundversorgung in vier Wohneinrichtungen der Caritas der Erzdiözese Wien untergebracht und betreut werden. Die Zielgruppe umfasst aktuell 104 geflüchtete Personen aus verschiedenen Herkunftsländern und mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus in Österreich, die in die Gesundheitsförderungsmaßnahmen miteinbezogen werden und somit direkt von dem Projekt profitieren. Mit den Vertriebenen aus der Ukraine ist die Anzahl der Senior:innen in der Wiener Grundversorgung stark gestiegen. Aktuell leben 820 geflüchtete Menschen in dieser Altersgruppe in organisierter Unterbringung in Wien. Um diesem wachsenden Bedarf gerecht zu werden, werden die Erkenntnisse und Erfahrungen des Projekts allen Grundversorgungseinrichtungen in Wien, trägerübergreifend, zugänglich gemacht. Dadurch sollen alle Menschen über 60 Jahre, die in den organisierten Unterkünften der Wiener Flüchtlingshilfe (WFH) wohnen, als indirekte Begünstigte erreicht und bestmöglich unterstützt werden.

Im Vordergrund des Projektes steht die Förderung der psychosozialen Gesundheit von geflüchteten Menschen über 60 Jahre in der organisierten Unterbringung der WFH. Ziel ist es, ihre Lebensqualität zu verbessern, ihre spezifischen Bedarfe sichtbar zu machen und nachhaltige Strukturen zu schaffen, die eine alterssensible Betreuung fördern. Konkret werden im Projekt folgende Ziele verfolgt:

• Prävention von sozialer Isolation und Einsamkeit

• Niederschwellige Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten und Kompetenzen

Das Projekt gliedert sich in drei aufeinanderfolgende Phasen, die eine strukturierte und nachhaltige Umsetzung der Maßnahmen gewährleisten: In der ersten Projektphase (September 2024 - Februar 2025), die bereits abgeschlossen ist, lag der Fokus auf der Bedarfsanalyse und der partizipativen Entwicklung von Angeboten. Hierzu wurden Fokusgruppen und Einzelinterviews mit Bewohner:innen und Betreuer:innenteams durchgeführt, um psychosoziale Belastungen, Herausforderungen und Bedarfe der Zielgruppe systematisch zu erfassen. Aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen werden nun zielgerichtete Gruppenangebote im Rahmen der zweiten Projektphase (März 2025 - Oktober 2025) umgesetzt, laufend evaluiert und weiterentwickelt:

• Regelmäßige wöchentliche Gruppen in den Wohneinrichtungen: Gedächtnistraining, Bewegungsangebote, Yoga für Senior:innen, Spielegruppen

• Zusätzliche regelmäßige Aktivitäten: Workshops zu gesundheitsförderlichen Themen (wie Stressbewältigung, gesunde Ernährung, Frauengesundheit, Männergesundheit), kulturelle Aktivitäten und Ausflüge (Museumsbesuche, Spaziergänge in der Natur)

• Kooperationen mit bestehenden Initiativen: Nordic Walking in Zusammenarbeit mit „Bewegte Apotheke“, Angebote von Pensionist*innenklubs

Webseite: https://www.caritas-wien.at/hilfe-angebote/asyl-integration/beratung-fuer-asylwerberinnen/psychosoziale-angebote/in-wuerde-altern/

Laufzeit: 01.09.2024 – 28.02.2026

Bisherige Erfolge: Im Rahmen der bisherigen Tätigkeiten im Projekt sind folgende Punkte als Erfolge oder Meilensteine hervorzuheben: Es wurde Fokusgruppen und Einzelinterviews mit Teams, Leitungspersonen sowie Bewohner:innen durchgeführt, um die Bedarfe, Herausforderungen und Wünsche der Zielgruppe gezielt zu erfassen. Zur Stärkung der Partizipation, Mitsprache und Bewusstseinsschaffung für die spezifischen Bedarfe der Zielgruppe seitens der Betreuungsteams, wurde die Etablierung von Senior:innenvertreter:innen je Betreuungsteam an allen Projektstandorten realisiert. Zudem konnten wir wertvolle Vernetzungen aufbauen, etwa durch eine enge Kooperation mit "Community Nursing" des Fonds Soziales Wien, die bereits Gesundheitsworkshops zu Themen wie Ernährung, Bewegung und Frauengesundheit für die Bewohner:innen an zwei Projektstandorten anboten. Weiterhin bieten wir regelmäßig Gruppenangebote wie Gedächtnistraining, eine Bewegungsgruppe, eine Spielegruppe sowie einen Yoga-Kurs am Stuhl spezifisch für die Zielgruppe 60+ in den Wohnrichtungen an, die sowohl die soziale Interaktion als auch die körperliche und kognitive Aktivität fördern. Zusätzlich organisierten wir Tanzveranstaltungen, häuserübergreifende Ausflüge wie zum Beispiel in das Wien Museum und in die Natur. In den Gruppenangeboten wird auch Psychoedukation integriert - konkret wird die Diskussion zu Techniken zur Stressbewältigung im Alltag angeregt und die Teilnehmer:innen hinsichtlich ihrer vorhandenen Ressourcen und dem Aufbau von neuen Ressourcen bestärkt.

Als besonders nachhaltigen Erfolg ist hervorzuheben, dass ein Bewohner einer Wohneinrichtung aktuell die Verantwortung für eine Spielegruppe übernimmt, was ein starkes Beispiel für die Förderung von Partizipation, Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung darstellt.

Einreichende Organisation/ Person: Caritas der Erzdiözese Wien - Hilfe in Not, Mobiles Interventionsteam