Österreichische Akademie für Psychologen | ÖAP

„rundum gsund“ - Lebensstilmodifikation bei Übergewicht und Adipositas

Beschreibung: Übergewicht und Adipositas gelten in den westlichen Industrieländern als ernstzunehmendes Gesundheitsproblem, dessen zukünftige Entwicklung noch schwer abzuschätzen ist. Laut der Weltgesundheitsorganisation zählen Übergewicht und Adipositas zu den größten aktuellen Herausforderungen der Gesundheitspolitik, die Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung auf transnationaler, nationaler und regionaler Ebene erfordern. Seit den 1980er-Jahren hat sich der Anteil übergewichtiger Menschen weltweit mehr als verdoppelt. Nach einer Studie waren 2022 mehr als eine Milliarde Menschen betroffen. In Europa sind nach diversen Erhebungen mehr als 50 Prozent der Erwachsenen übergewichtig oder adipös, bei den Kindern sind es laut aktuellen Einschätzungen 29% der Jungen und 27% der Mädchen.

Das gender- und kultursensible Programm „rundum gsund“ hat sich zum Ziel gesetzt bei und mit den Teilnehmer:innen, die körperliche Aktivität und die Freude an Bewegung zu steigern, das medizinische Risiko zu senken, eine langfristige Gewichtsreduktion zu fördern, das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität zu steigern und ein positiveres Körperbild und eine bessere Selbstakzeptanz zu entwickeln. Ein Fokus liegt dabei auf schwer erreichbaren Zielgruppen. Nicht das Streben nach Normalgewicht, sondern eine langfristige Lebensstiländerung mit höherer Aktivität sowie mäßiger Gewichtsreduktion und langfristiger Gewichtsstabilisierung steht dabei im Vordergrund.

Das Programm bietet geschlechts- und kultursensible „rundum gsund“ Kurse (Laufzeit: 6 Monate plus 2 Monate Nachbetreuung) für Frauen und Männer in deutscher Sprache sowie anderen Sprachen. Zusätzlich gibt es in jedem Kurs einen Kochworkshop, ein Einkaufstraining sowie eine individuelle psychologische sowie diätologische oder ernährungsmedizinische Einzelberatung. Zielgruppe sind erwachsene Frauen und Männer, die von Übergewicht bzw. Adipositas betroffen sind und einen Body Mass Index zwischen 25 und 40 aufweisen. Zudem können Teilnehmer:innen mit morbider Adipositas (einem BMI von >40) nach medizinischer Freigabe zur Teilnahme zugelassen werden. Über die Kurse hinaus bietet das Programm eine monatlich stattfindende Vortragsreihe „rundum gsund informiert“ zu psychologischen, ernährungs- oder bewegungsbezogenen Themen in Verbindung mit Adipositas.

Auf der Verhältnisebene wird das „Wiener Forum Übergewicht und Adipositas“ als Plattform für Institutionen, Entscheidungsträger:innen, Akteur:innen aller Berufsgruppen sowie Betroffenenvertreter:innen, die sich mit Übergewicht und Adipositas befassen, angeboten. Mit der Initiierung dieses Gremiums wurde das Ziel verfolgt, durch regelmäßige Vernetzung einen inhaltlichen Austausch und die Entwicklung gemeinsamer Strategien für gegebene Herausforderungen zu ermöglichen.

Webseite: https://www.rundum-gsund.at/

Laufzeit: seit Juli 2010; aktuell Jänner bis Dezember 2025

Bisherige Erfolge: Seit 2013 wurden über 40 Gruppen mit über 600 Teilnehmer:innen umgesetzt. Zudem konnten 22 Vernetzungsforen mit über 2500 Teilnahmen durchgeführt werden.

Die erhobenen Daten auf Basis des standardisierten Fragebogens AD-EVA zeigen deutlich, dass die Kursreihen zu einer positiven Entwicklung hinsichtlich des Ess- und Bewegungsverhaltens sowie zu einer subjektiv wahrgenommenen Steigerung der Lebensqualität und des Selbstwert geführt haben.

Bei den Teilnehmer:innen konnte im Durchschnitt eine Verbesserung des salutogenen und pathogenen Essverhaltens gemessen werden, indem u.a. über den Interventionszeitraum die verstärkte Wahrnehmung von Essenreizen und die starke Konzentration auf das Nicht-Essen verringert, der gesunde, ungezwungene Umgang mit Sport verbessert, Empfehlungen zur eigenen Ernährung und dem Lifestyle verstärkt umgesetzt, die Beschäftigung mit dem eigenen Essverhalten und die Umsetzung des Gelernten angeregt, die Störbarkeit gegenüber Gerüchen und Anblick von Essen gesenkt und das übermäßige Essen in emotionalen Situationen in zwölf Monaten verringert wurde.

Zudem hat sich der gesunde Umgang mit Nahrungsmitteln im Laufe der Erhebung verbessert. Viele Befragte gaben an, seltener den inneren Drang nach übermäßigen Essen und Naschen zu verspüren. Darüber hinaus wurde eine positive Entwicklung bei der Bewegungsmotivation deutlich. Eine sehr positive Wirkung hatten die Kurse auch auf die Lebensqualität und den Selbstwert der Teilnehmer:innen. Diese nahmen wahr, dass sich ihre Lebensqualität verbessert und der eigene Selbstwert gesteigert hat.

Einreichende Organisation/ Person: Institut für Frauen- und Männergesundheit, FEM Süd und MEN